Eines der Prager Barockschmuckstücke ist die St.-Nikolaus-Kirche auf dem Kleinseitner Ring. Dieser bedeutende Barockbau mit Kuppel und Glockenturm hat eine sehr reiche Innenverzierung. W. A. Mozart spielte auf der hiesigen Orgel während seines Besuchs.
Um den Aufbau der Kirche machten sich Jesuiten verdient, wenn sie vorher die kaiserliche Genehmigung gewannen, die hier stehende altertümliche Kirche derselben Einweihung niederzureißen.
Das Projekt wurde vom Baumeister Kryštof Dientzenhofer erarbeitet, der auch in den Jahren 1703-1711 den Bau leitete. Die Fertigstellung des ganzen Objektes verzögerte sich aus dem Grund des Mangels an finanziellen Mitteln, der Pest, die im Jahre 1713 kam, und der Kriegsereignisse der Jahre 1741-1744 auf ganze fünfzig Jahre. Nach seinem Vater setzte sein berühmter Sohn Kilián Ignác Dientzenhofer sein Werk fort. Er bildete den Schluss der Kirche mit der Kuppel und einen Teil des Turms zur Galerie. Die Fertigstellung des Turms blieb jedoch in der Familie, wenn sich darum nach dem Tod des jüngeren Dientzenhofer sein Schwiegersohn, der Architekt Anselmo Lurago, verdient machte. Dieser bildete den oberen schlanken Glockenturm bereits im Rokokostil, der dieselbe Höhe wie die Kirchenkuppel hat – 74 m. Eigentümer der beiden Objekte, der Kirche und des Glockenturms, waren vom Anfang an verschieden. Die Kirche gehörte dem Jesuitenorden, der Turm der Kleinseitner Gemeinde als Ersatz für den durch die Jesuiten vor dem Aufbau der Kirche demolierten Gemeindeglockenturm. Der Turm hat deshalb einen separaten Eingang, über dem sich das Kleinseitner Wappen befindet, sowie auch seine Konskriptionsnummer – 556. In der Vergangenheit bewohnte ein Meldewächter den Glockenturm, der beobachtete, ob kein Brand irgendwo in der Stadt ausgebrochen ist. Unter dem vergangenen kommunistischen Regime wurde im Raum auf dessen Gipfel ein geheimer Beobachtungsraum der Staatssicherheit errichtet. Hier konnten aus den Fenstern Eingänge und Gärten der benachbarten Botschaften der Westländer überwacht werden.
Seit dem Jahr 1992 befindet sich der ehemalige Glockenturm, der seinem Zweck bis das Jahr 1891 diente, als städtisches Eigentum in der Verwaltung des Prager Informationsdienstes. Er wurde der Öffentlichkeit zugänglich gemacht, nachdem hier in Zusammenarbeit mit dem Nationalmuseum die ständige Ausstellung Musik der Prager Chöre entstanden war.